Hörischs “Hände”


Bettina Wegner sang vor 40 Jahren erstmals das Kinderlied: “Sind so kleine Hände, winz’ge Finger dran. Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.” Wenn man das neue Buch von Jochen Hörisch, Literaturwissenschaftler und Mitglied des Kuratoriums der Günter Grass Stiftung Bremen, liest, wird man den Eindruck nicht los, dass nicht nur die kleine, sondern die Hand als solche gefährdet ist. Unser Zeitalter der Digitalisierung führt zu einer “Handvergessenheit”, wie der Autor betont. Dabei ist – oder war? – die Hand so viel mehr als Werkzeug. Darüber schrieb schon viel und gerne der große Goethe. Hände sind vielseitig, intelligent, gehören zu den fünf Sinnen des Menschen – sie können töten, aber auch lieben. Höchste Zeit, sich das kluge und facettenreiche Buch von Hörisch zu Gemüte zu führen und sich die Bedeutung der Hände-Arbeit wieder bewusst zu machen. “Hände – Eine Kulturgeschichte” ist bei Hanser erschienen und kostet 28 Euro.