Land der Bücherverbrennung


10. Mai 1933 – Tag des Gedenkens und Mahnens: Vor 90 Jahren zettelten die Nationalsozialisten in Großstädten die „Aktion wider den undeutschen Geist“ an. Tausende Bücher, vor allem von jüdischen Autoren und Autorinnen, wurden verboten und öffentlich verbrannt. Heute erinnert am 10. Mai der vor 40 Jahren in Deutschland wieder eingeführte „Tag des Buches“ an die Ereignisse. Günter Grass musste 1963 erleben, wie vermeintlich christlich gesinnte junge Leute am Rheinufer seinen Roman „Hundejahre“ verbrannten, weil sie ihn als moralisch verwerflich werteten. Auch Erich Kästners „Herz auf Taille“ und Albert Camus‘ „Der Fall“ schmissen sie in die Flammen. „Ich komme aus dem Land der Bücherverbrennung“, sagte Grass in seiner Dankesrede zur Verleihung des Literaturnobelpreises 1999. Schon beim Wartburgfest 1817 in Eisenach versammelten sich nach den Feierlichkeiten Burschenschaften am Wartenberg und übergaben einen Korb mit Makulaturballen dem Feuer. Das Altpapier stand symbolisch für die Bücher, mit deren Titel es beschriftet war, darunter eine Schrift des jüdischen Publizisten Saul Ascher. Günter Grass: „Wir wissen, dass die Lust, das verhasste Buch in dieser oder jener Form zu vernichten, immer noch oder schon wieder dem Zeitgeist gemäß ist und gelegentlich telegenen Ausdruck, das heißt Zuschauer findet. Weit schlimmer jedoch ist, dass die Verfolgung von Schriftstellern bis hin zur angedrohten oder vollzogenen Ermordung in aller Welt zunimmt und sich alle Welt an diesen fortgesetzten Terror gewöhnt hat.“