Die Bachmann und der Grass


Die große Lyrikerin, Erzählerin, Essayistin und Hörspielautorin Ingeborg Bachmann hinterließ ein beindruckendes, vielschichtiges Werk, das fasziniert und hier und da noch Rätsel aufgibt. Vor 50 Jahren, am 17. Oktober 1973, beendete ein Brand in ihrer Wohnung in Rom Leben und Karriere der damals schon berühmten Dichterin. Sie wurde nur 47 Jahre alt. Ihre Briefwechsel mit Paul Celan, Max Frisch, Ilse Aichinger, Hans Werner Henze oder Hans Magnus Enzensberger sind legendär und literarisch wertvoll. Ihr zu Ehren wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum geschaffen.
Auch mit Günter Grass führte sie Konversation. 1959 schrieb sie ihm über den “Brautkasten”, ein besonderes, von ihr stets gehegtes und gepflegtes Familienmöbel ihrer väterlichen Vorfahren. Damit verknüpfte sie gedanklich die kaschubisch-slawischen Wurzeln des Grass’schen Oskar Matzerath mit ihrer slowenischen, also ebenfalls slawischen Oma. Dabei spielte sie zudem auf die Vielzahl der getragenen Röcke beider Großmütter an. Übrigens: An dem schmalen Buch unter dem für die Bachmann bezeichnenden Titel “Ein Ort für Zufälle” war Grass, der am 16. Oktober 96 Jahre alt geworden wäre, mit 13 Zeichnungen beteiligt. Das Quartheft des Wagenbach-Verlags enthielt die um die Einleitung gekürzte Dankesrede „Deutsche Zufälle“ zum Büchner-Preis, den Bachmann 1964 erhalten hatte.