Herbst-Journal 2021

Glück ist kein Dauerzustand, manchmal sogar sehr flatterhaft. Im Glück kann man sich nicht einrichten, aber schöne Momente und Emotionen wahrnehmen. In späteren Jahren hat Grass Glück im Tanzen mit seiner Frau Ute gefunden und durch seinen gelungenen Kopfstand, mit dem er an besonderen Geburtstagen die Familie überraschte. In seinem Gedicht “Nach Mitternacht” heißt es am Ende…

Wilde Blütezeit der Literatur

In seinem neuen Buch “Die Jahre der wahren Empfindung” zeichnet der renommierte Autor und Literaturkritiker Helmut Böttiger ein buntes, differenziertes Bild der politischen, kulturellen und literarischen Prozesse in den 70er Jahren. Eine neue Generation begann nach Freiräumen für die eigene Subjektivität und Selbstfindung zu suchen. Verbunden ist die “wilde Blütezeit” der Literatur mit Namen wie Peter […]

Mauerbau und Schweigen

Am 13. August vor 60 Jahren wird die Grenze zwischen der DDR und der BRD abgeriegelt und der Bau der Berliner Mauer initiiert. Als von der Ostseite die ersten Stacheldrähte an den Grenzübergängen gezogen werden, ist auch Günter Grass persönlich zur Stelle. In zwei offenen Briefen fordert er die ostdeutschen Schriftstellerkolleg*innen auf, ihre Stimme gegen […]

Sommer-Journal 2021

Bei Nacht sind alle Katzen grau, heißt ein Sprichwort. Aber dafür kann die Katze nichts, sondern allein der Mensch, weil sein Auge in der Dunkelheit nur unterschiedliche Grautöne wahrnimmt. Nun gut, jetzt ist Sommer, die Dunkelheit seltener, das Graue die Ausnahme. Wie der Mensch fühlt sich die Katze bei warmen Temperaturen wohl, liebt es, sich die Sonnenstrahlen auf den Pelz strahlen zu lassen. Eine besondere Beziehung zu Katzen hatte der Lyriker Erich Fried. Eines Tages, so erinnerte sich der Literaturwissenschaftler Wieland Schmied, hätten sich durch den offenen Spalt der Küchentür in Frieds Londoner Haus in wenigen Minuten vierzehn oder fünfzehn Katzen geschlängelt – als ob alle Katzen der Nachbarschaft auf diesen Moment gewartet hätten. Der Dichter stellte ihnen der Reihe nach Schalen mit Milch hin. Wieland Schmied: “So ist seine Tür immer offen gewesen, und er hat … alle aufgenommen, die zu ihm kamen, ihnen Kost, Quartier und Zuspruch gegeben, allen, die irgendwie krank, verfolgt, ohne Unterkunft waren. … An diesem Abend waren es nur Katzen.” Auch diese Episode ist Bestandteil unserer 3D-Ausstellung “Ich soll mich nicht gewöhnen”, die Sie noch bis einschließlich 25. Juni 2021 in unserer Grass Galerie Digital erleben können.

Katja sehen – Willy wählen

Online-Lesung aus “Das ganze Leben ist Begegnung” von Katja Ebstein Verehrte, liebe Literaturfreunde,  ihr Lied “Und wenn ein neuer Tag erwacht” rührte den großen Schauspieler Gerd Fröbe zu Tränen. Er habe sich bei ihr dafür bedankt, weil es ihn durch dunkle Stunden getragen hätte, erinnert sich Katja Ebstein. Nicht auf der Bühne oder vor der […]

Trauer um Ute Grass

Vorstand, Kuratorium und Mitarbeiter des Medienarchivs Günter Grass Stiftung Bremen trauern um Ute Grass, die am 24. April kurz nach ihrem 85. Geburtstag gestorben ist. Unser aller Mitgefühl gilt ihrer Familie. Das Foto zeigt Ute Grass während eines Ausstellungsbesuchs in der Bremischen Bürgerschaft im Oktober 2017.

Grass nicht Goethe genug?

Ein Gedicht zum Tag des Buches am 23. April von Günter Grass; es entstammt seinen im Steidl-Verlag veröffentlichten “Fundsachen für Nichtleser”: SEIT GRIMMS ZEITEN sitzt die Kröte auf der Hausschwelle und wartet auf das lösende Wort. Hallo! Prinzessin Bettine! Aber ich bin ihr nicht Goethe genug. Goethe, Grass – an diesem Tag sei besonders an […]

Erich Fried zu Ehren

Erich Fried – ein Klassiker, dessen Werke erstaunlich zeitgemäß geblieben sind, ein vielseitiger Autor, den es neu zu entdecken gilt. Die virtuelle Ausstellung, die am 25. April 2021 für zwei Monate in der Grass Galerie Digital eröffnet wird, zeigt Fried in Fotografien, als Person und Familienvater, von seiner Ehefrau Catherine Boswell beschrieben. In der dreidimensionalen Galerie können die Besucher*innen zudem […]

Frühjahrs-Journal 2021

Friedrich Hölderlin wie auch Günter Grass haben die politischen Zustände und ihre Befindlichkeiten in Deutschland häufig thematisiert. Hölderlin etwa in der Ode “Der Tod fürs Vaterland”, die lange Zeit missverstanden und von den Nazis für ihre schändlichen Zwecke missbraucht wurde, Grass beispielsweise in dem 2012 erschienenen Gedicht “Europas Schande”, in dem er auch auf die deutsche Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg anspielt: “Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land heimgesucht, trugen zur Uniform Hölderlin im Tornister.”
Hölderlin – an diesem ersten Frühlingswochenende, nämlich am Tag des kalendarischen Frühlingsanfangs (20. März), jährt sich zum 251. Mal der Geburtstag des großen deutschen Dichters. Von Erich Fried heißt es, er habe immer Hölderlin gelesen, wenn er krank war, was häufiger vorkam. Fried, über die Lyrik mit Hölderlin und Grass verbunden und gleichfalls ein kritischer Beobachter deutscher Politik, wäre in diesem Jahr (6. Mai) 100 Jahre alt geworden. Die Grass Galerie Digital widmet dem in Wien geborenen und in Baden-Baden gestorbenen Schriftsteller demnächst eine bunte Ausstellung.

Hörischs “Hände”

Bettina Wegner sang vor 40 Jahren erstmals das Kinderlied: “Sind so kleine Hände, winz’ge Finger dran. Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.” Wenn man das neue Buch von Jochen Hörisch, Literaturwissenschaftler und Mitglied des Kuratoriums der Günter Grass Stiftung Bremen, liest, wird man den Eindruck nicht los, dass nicht nur die kleine, sondern […]